Im Gegensatz zu allem, was ich über das raue Wetter in Hornstrandir gehört hatte, erwartete mich ein traumhafter Sommertag mit ungetrübtem Sonnenschein – ich war abends nicht die einzige mit einem Sonnenbrand. Ich wanderte auf den Pass hinter dem Haus bis ich die nächste Bucht sehen konnte und wieder zurück. Eigentlich war ich ja vor allem hergekommen, weil hier die Chance besonders groß sein sollte, Polarfüchse zu sehen! Der Hausherr hatte dann auch einen Tipp parat, wo in der Nähe eine Fuchsfamilie wohnen sollte und so wanderte ich nach dem Abendessen noch einmal los, an der Küste entlang, vorbei an einer in den 40er Jahren stillgelegten Walfabrik, an gut gelaunt sich sonnenden Robben, bis…. ja richtig, da hörte ich es „bellen“, und gleich auch eine Antwort vom anderen Ufer – und.. ja, da war er! Mit Herzklopfen sah ich, wie er genau auf mich zusteuerte – dann aber hatte er mich doch gesehen und verschwand zwischen den Büschen. Ein paar Fotos aber hatte ich im „Kasten“ – und hätte fast laut gejubelt!
Der nächste Tag ist schnell erzählt: zurück in Ísafjörður genoss ich die beste Fischsuppe meines Lebens und wandte mich gestärkt südwärts. Die Strecke, die nun kam, wurde in einem meiner Reiseführer mit dem Atttribut „meditativ“ versehen, und das war sie auch. Es gab… erraten: sehr viele Fjorde. Froh war ich, als unterwegs doch eine menschliche Behausung auftauchte: eine winzige Hütte, die gleichermaßen Museum wie Café war. Mein Abendquartier bezog ich in Drangsnes nahe Holmavík, wo der Tag in der Gemeinschaftsküche mit zwei Französinnen und einem Wein endete.
Am nächsten Morgen wollte ich noch einmal in Holmavík auf Waljagd gehen, diesmal geplant und mit fertig eingestellter Kamera. Unser Guide erzählte uns, dass die Schulkinder aus Drangsnes, die oft die Wale von ihrem Schulfenster aus sehen, ihnen Namen geben anhand des Musters auf ihrer Schwanzflosse – und schließlich sahen wir auch einen. Whitey wirkte entspannt, ließ uns so nahe heran, dass wir ihm buchstäblich ins Nasenloch schauen konnten – springen aber wollte er nicht. Zum Ausgleich sahen wir auf dem Rückweg noch einen Zwergwal, umringt von Hunderten Puffins. Schnell aber verschwand er, als er uns bemerkte.
Wohin nun? Die Fischsuppe in Drangsnes hatte den Ruf, die beste weit und breit zu sein, und das war sie zweifellos auch – es gibt eben in Island viele beste Fischsuppen der Welt ;-). Meine nächste Unterkunft war nur eine gute Stunde entfernt, und so fuhr ich noch ein Stück in entgegengesetzter Richtung die Küste entlang.
In einer Bucht waren Unmengen von Holz angeschwemmt – angeblich, so las ich dann, aus sibirischen Wäldern. Ein Künstler hatte es aufgeschichtet und Türme und andere Figuren daraus gebaut, was ein bisschen so aussah, als hätte einer der sagenhaften Riesen oder Trolle dort seinen Spielplatz. Und so sahen auch die bizarren Steinformationen aus, die überall herumstanden – schwer, hier nicht an Trolle zu glauben!
Eine ganze Weile saß ich dort, sah einmal mehr den Vögeln zu (auch Islands Wappenvogel, der Goldregenpfeifer, pfiff hier von allen Seiten) – und fuhr dann über einen kleinen Pass zurück in die Zivilisation, nach Budardalur.
Schon der letzte Tag – und es gab doch noch soo viel zu sehen! Ich konnte mich nicht entscheiden zwischen den Halbinseln Snæfellsnes und Reykjanes und beschloss schließlich, von beidem ein bisschen zu sehen. In großem Bogen fuhr ich über holprige Nebenstraßen eine Schleife über Snæfellsnes, genoss einsame Buchten und Hochebenen mit Vulkankegeln. Inzwischen hatte ich auch die kleine Drohne besser im Griff und setzte sie mehrfach ein.
Auf Reykjanes war das Wetter schließlich so typisch isländisch verregnet, wie es die ganze Zeit in den sprichwörtlich rauen Westfjorden nicht gewesen war. In Regen und Nebel machte ich mich noch einmal auf zum farbenprächtigen Geothermalsystem Seltún.
Ich ahnte nicht, dass knappe zwei Wochen später nur einen Katzensprung weit entfernt ein Vulkan ausbrechen sollte – aber wer weiß, vielleicht sehe ich den beim nächsten Mal?? Die Bestellung ans Universum ist jedenfalls unterwegs…