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Reisebericht Islands Westfjorde – Teil 2

Den ganzen Tag hielt ich mich bei den Klippen von Látrabjarg auf, wanderte herum, genoss den warmen Sommertag und schaute den Vögeln zu. Als ich mich am späten Nachmittag endlich aufmachte, war es schon so spät, dass ich mein nächstes Ziel, Rauðisandur, den “roten Strand“, auslassen musste und gleich zu meiner Unterkunft in Bildudalur fuhr, einem sehr gemütlichen Gasthaus am Hafen.

Nur einen Stopp erlaubte ich mir bei der Garðar BA 64, Islands ältestem Stahlschiff, dessen Wrack in einer Bucht nahe Patreksfjördur malerisch vor sich hinrostet.

Am nächsten Morgen zog ich spät los – ausgiebiges Frühstück, Einkaufen und der ein oder andere Ratscher mit anderen Reisenden, die sich hierher verirrt hatten, müssen schließlich auch sein. Einer hatte sich sogar allein mit dem Fahrrad in die Westfjorde gewagt – das ist in der Tat ein Abenteuer!

Der versäumte Rauðisandur-Strand ärgerte ich mich etwas, aber ganz in der Nähe von Bildudalur schien es Ersatz zu geben. Einige Kilometer folgte ich einer Piste, die am Ufer entlang führte – und stand nach einer Kurve auf einmal vor einem Idyll mit leuchtend orangefarbenem Sand, türkisfarbenem Wasser, das alles umrahmt von eindrucksvollen Bergen.

Kein Wunder also, dass ich hier den ganzen Vormittag verbrachte. Nach und nach kamen einige Einheimische und sogar zwei Touristen dazu – aber Platz für jeden war wahrlich genug. Auch meine kleine Drohne probierte ich das erste Mal aus.

Aber ich musste noch bis nach Ísafjörður, also riss ich mich los. Über staubige Pisten (mein Jimny war längst nicht mehr sehr weiß) ging es jetzt richtig hinein in die Westfjorde. Immer wieder ging es hinunter in einen weiteren malerischen Fjord und gleich wieder steil hinauf auf unwirtliche, steinige Höhen, auf denen immer noch Schnee lag. Dazwischen grüne Oasen mit Wasserfällen, die urplötzlich hinter einer Kurve auftauchten. Und auch hier immer wieder Vögel, die sich auf erstaunliche Weise angepasst haben an das Wechselbad aus Paradies und lebensfeindlicher Ödnis. Hinter einer Schneehenne bewegten sich auf einmal die braunen Steine: eine ganze Schar winziger Schneehuhnküken wuselte hinter der Mutter her. Mögen sie ihre gefährliche Jugend gut überstehen!

Es war schon fast Abend, als ich den mächtigen Dynjandi, den Donnernden, erreichte. Schwer, auf Bildern die wirklichen Dimensionen dieses Wasserfall-Riesen darzustellen, dessen über die Basaltstufen schwebende Wasservorhänge gleichzeitig so elegant ausschauen.

Nun ging es weiter nach Ísafjörður, und zwar, ähnlich wie auf den Färöern, durch kilometerlange, teils einspurige Tunnel. Gut für die Nerven, dass es ziemlich viele Ausweichen gab…

Als ich wieder auftauchte aus den Tunneln, lagen die mächtigen Vulkanberge vor mir, die Ísafjörður umgeben.

Am nächsten Morgen wartete schon das Boot nach Hornstrandir. Wer es wirklich entlegen will im entlegensten Teil Islands – der ist hier richtig. Seit vielen Jahren sind die Fischerdörfer, die es hier einmal gab, verlassen, das ganze Gebiet steht unter Naturschutz, noch nicht einmal die Wege sind gekennzeichnet. Einige Häuser werden im Sommer an Wochenenden bewohnt, ansonsten ist das Gebiet nur etwas für geübte Wanderer mit GPS-Geräten und Leidensfähigkeit gegenüber dem Wetter, das hier noch rauher sein soll als im Rest Islands.

Ein einziges Haus im gesamten riesigen Gebiet bietet eine Übernachtungsmöglichkeit, dort hatte ich mich rechtzeitig ein halbes Jahr vorher angemeldet. Aber erst einmal wartete die Überfahrt samt Landung im Schlauchboot. Als Zugabe gab es auf der Hinfahrt Buckelwal – man verzeihe mir die unscharfe Aufnahme – vor Überraschung vergaß ich, die Kamera richtig einzustellen, trotzdem erlaube ich mir, das Foto hier zu zeigen: vermutlich werde ich nie wieder im Leben einen springenden Buckelwal sehen…

Ganz andere Tiere, schönes Wetter und bunte Farben gibt es in Teil 3!

1 Gedanke zu „Reisebericht Islands Westfjorde – Teil 2“

  1. Danke Frau Siepmann, wunderschöne Bilder.Ich bin ein Uralt Freund von ihrem Vater.Viele Grüße aus Bochum Franz Elsler

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